Um euch ein bisschen "Gluschtig" zu machen, findet ihr untenstehend den einen winzig kleinen ersten Auszug aus dem neuen Roman, den ich derzeit unter dem Arbeitstitel "Des Mörders Tagebuch" schreibe ... Viel Vergnügen beim Lesen! :)
Prolog
Oh mein Gott. Ich bekomme keine Luft. Ich kann nicht atmen. Ich kann nicht atmen!
Wo bin ich? Warum ist es hier so dunkel? Habe ich die Augen überhaupt offen? Ich muss die Augen öffnen. Unbedingt. Aber es geht nicht!
Was ist hier los?
Mein Herz rast. Ich kann die nervösen Schläge von Kopf bis Fuß spüren.
Wenn ich weiter so schnell atme, kollabiere ich.
Komm runter. Alles ist gut. Das ist ein Traum, weiter nichts. Du wirst gleich erwachen. Gemütlich in deinem Bett liegen. Neben dir dieser unglaubliche Typ, der dein Leben innert Kürze aus den Angeln gehoben hat. Oder du bist sonst wo eingeschlafen. Am Küchentisch? Brütend über einem Rezept?
Okay, über Banales nachdenken hilft. Das Bedürfnis zu Japsen, flacht ab. Gut so.
Weiter darüber nachdenken, wo du eingeschlafen sein könntest, was dir einen solch verängstigenden Traum bescheren könnte - der so real ist, als wär‘s überhaupt kein Traum.
Falscher Gedanke. Die Panik kocht wieder hoch. Mehr Luft! Bitte! Ich ersticke!
Ich will den Mund aufreißen, um einzusaugen, was da ist. Aber ich kann nicht.
Warum kann ich meinen Mund nicht öffnen?
Danach tasten, taste nach deinem Mund. Hebe die Finger! Es geht nicht. Nichts gehorcht mir. Ich denke, aber ich reagiere nicht. Was ist das für ein kranker Streich, den mir meine Sinne spielen?
Plötzlich zucken meine Augenlider. Ich habe mich erschreckt. Aber worüber? Ich lausche. Nichts. Doch. Ein Schaben? Nein. Das bilde ich mir ein.
Beweg dich! Verdammt nochmal, beweg dich! Taste die Umgebung ab! Liegst du?
Ja. Ich liege.
Dann steh auf!
Geht nicht.
Meine Wange wird nass. Eine feuchte Spur. Wasser. Woher?
Von mir. Ich weine. Das sind meine Tränen. Sie laufen runter.
Also liege ich doch nicht. Ich stehe. Wie das?
Gott, es soll aufhören! Ich schreie, bis mir die Lunge brennt. Aber es kommt kein Ton heraus. Nur ein schrilles Quietschen dringt irgendwie aus meiner Kehle.
Schnaubend ringe ich nach Atem. Mir wird ganz komisch, irgendwie schwindlig. Meine Gedanken verblassen, mein Bewusstsein mit Ihnen. Ich kann es spüren. Und mit dem letzten Hauch eines wachen Moments flackern Bilder vor meinem inneren Auge auf.
Ein dunkler Umriss, der sich aus den Schatten löst und sich auf mich stürzt. Ein Stuhl, auf dem ich sitze. Ein Messer, das meine Haut aufschneidet. Vom Knöchel bis zum Knie.
Es sieht zumindest aus, wie mein Bein. Es fühlt sich aber nicht so an.
Schlanke Finger arbeiten flink mit scharfem Werkzeug. Es gleitet geradezu durch das Gewebe.
Mein Gewebe.
Ich bin nur ein Stück Speck, dem die Schwarte vom saftigen Fleisch gelöst wird, und das Fleisch vom Knochen ...
Ich fühle nichts. Aber ich kann hören. Eine Stimme. Ein einlullender Singsang, das jeden Schritt erklärt. Und eine Melodie. Eine wundervolle klassische Komposition. Ich kenne sie. Ich durfte ihr schon einmal lauschen. Aber wo war das noch gleich?
Eine Antwort ist mir nicht vergönnt. Ich verliere die Bilder, sie versinken in alles umhüllende Dunkelheit …
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René Baiker (Dienstag, 04 Juli 2017 20:33)
Klasse. Macht mich richtig neugierig, der Text. Spannend. Ich will mehr. Weiter. Schneller. Hopp.
Lieber Gruss
René