Als mich die Einladung erreichte, beim Leseklub Albisrieden als Gastautorin teilzunehmen und ich damit die Möglichkeit erhielt, mich aktiv bei der Besprechung meines eigenen Thrillers "Die Farben des Bösen" zu beteiligen, zögerte ich nicht lange und sagte zu. Der Termin war schnell gefunden: am 18. Mai 2016, 19.00 Uhr, in Albisrieden. Die Kommunikation mit Alexandra, der Organisatorin, stellte sich als unkompliziert heraus, weshalb ich sehr gespannt darauf war, das Gesicht hinter der E-Mail persönlich kennen zu lernen. Auch auf die anderen Mitglieder dieses Lesezirkels war ich neugierig, denn ich bekam in Aussicht gestellt, dass es sich bei diesem Grüppchen um vielseitige Menschen verschiedenen Alters und Alltags mit ganz unterschiedlichen Charakterzügen handelt. Die Diskussionen über die zu besprechenden Bücher seien stets offen und ehrlich, aber auch fair.
Gespannt, wie eine Sprungfeder machte ich mich mit diesen Infos im Gepäck auf nach Zürich. Das Treffen fand im Gasthof "Zum Weissen Rössli" in Albisrieden statt. Dort hatten wir einen kleinen Raum mit großem Tisch ganz für uns alleine. Wir setzten uns um die Tafel, bestellten unsere Abendessen und stürzten uns nach einer kurzen Vorstellungsrunde zwischen Amuse-Bouche und Apéro in die Buchbesprechung.
Alexandra hatte mir nicht zu viel versprochen. Die Naturelle könnten unterschiedlicher nicht sein, die Meinungen waren ehrlich aber fair und sie sprachen offen aus, was sie dachten. In der feuchten Hitze, die sich dank dem Wetter in dem Raum angestaut hatte, war das sehr erfrischend.
Ich bekam schon bald den Eindruck, dass der Thriller bei den wenigsten des Zirkels das Genre erster Wahl war. Trotzdem oder gerade deswegen waren die Feedbacks umso interessanter. Mein Buch, meine Texte wurden teilweise richtiggehend seziert, die Fragen waren gut überlegt, die Kritiken stellenweise schwer von der Hand zu weisen. Obwohl ich mich erst in diese Art des Gesprächs über "Die Farben des Bösen" einfinden musste, glaube ich, den Rhythmus der Diskussion bald gefunden zu haben.
Da meine Gesprächspartner kein Blatt vor den Mund nahmen, musste ich das auch nicht. So fühlte ich mich schnell wohl und der Abend raste im Tempo eines Schnellzuges vorbei. Ich durfte unter anderem erklären, wie ich zum verlegten Buch kam, wie sich das mit dem gedruckten Buch und dem E-Book in meinem Fall so verhält, warum gewisses in dem Buch ist, wie es eben ist. Auf allgemeinen Wunsch hin durfte ich noch eine Passage vorlesen, während die Zuhörer genüsslich ihre Desserts verspeisten, Kaffee tranken oder einfach zuhörten. Ungefähr um elf fand ich mich an der Bushaltestelle und somit auf dem Heimweg wieder.
Während ich hier so über den Abend schreibe, die Erinnerungen Revue passieren lasse, überlege ich die ganze Zeit, wie ich dieses Erlebnis zusammenfassen soll. Mir kommen einige Ausdrücke in den Sinn, es wandern eine Menge Adjektive durch meine Hirnwindungen. Kurz: Es war ... anders.
Der Abend war anregend, spannend, lebendig. Er war aber auch eine Herausforderung. Lesern, die dem Thriller teilweise nicht so nahe sind, die, wenn sie sich Literatur aussuchen, Bücher wählen, welche sich im Grundton, in der Ausdrucksweise und in der Sprache doch ziemlich von meinen unterscheiden, mein Genre, meine Art des Schreibens, des Ausdrucks näher zu bringen, war keine leichte Aufgabe. Die Ansichten und Meinungen eben dieser Leser zu hören, war jedoch interessant und aufschlussreich. Diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen gaben der Suppe die Würze, verliehen den Gesprächen einen gewissen Reiz und gaben mir einen Ansporn.
Abschließend kann ich guten Gewissens sagen, es hat schlicht Spass gemacht, Teil dieses Anlasses gewesen zu sein. Das Präsent, das ich als Dank entgegennehmen durfte, ist so originell und kreativ, wie es die Menschen sind, die ich an dem Abend kennenlernen durfte. Über die Bekanntschaft eines jeden in diesem Leseclub Albisrieden habe ich mich gefreut. Vielen herzlichen Dank!
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